Bordeaux Primeurs 2021 | Nr. 92
Wir knüpfen an alte Traditionen an und präsentieren Ihnen eine DIVO-Revue, die voll und ganz den Bordeaux Primeurs des Jahrgangs 2021 gewidmet ist. Nachdem ich mehrere Tage vor Ort verbracht und über 200 Fassproben verkostet habe, möchte ich meine ehrlichen Eindrücke der am besten gelungenen Weine gern mit Ihnen teilen.
Im ganzen Bordelais war der Jahrgang 2021 beschwerlich. Für die Reben, die unter Verrieselung, Frost und Mehltau litten. Und für die Winzer, die gegen die Elemente und gegen Rebkrankheiten kämpfen mussten. Für uns Verkoster schliesslich ist es zwar eine Herausforderung, aber ein kleineres Übel, mit einer derartigen Heterogenität in den Weinen konfrontiert zu sein.
2021 ist ein schwieriger Jahrgang, für gewisse Châteaux, die einen Teil oder all ihre Weine deklassiert haben, gar ein katastrophaler. Bei anderen, die über die notwendigen technischen Mittel und das nötige Personal sowie über grosse Terroirs verfügen, entpuppen sich die Weine oft als köstlich, ja sogar als aussergewöhnlich gut. Grundsätzlich zeichnen sich die 2021er durch einen im Vergleich zu den vorangegangenen Jahrgängen tiefen Alkoholgehalt (in der Regel zwischen 12 und 13%-vol.) sowie durch eine deutlich prononciertere Säure als üblich aus. Das verleiht ihnen eine Bekömmlichkeit und eine Trinkfreundlichkeit, die ich persönlich sehr schätze. Die Erträge waren niedrig, die Strukturen weniger dicht, die Frische triumphierte über die Wucht, und die Weine werden früher trinkreif sein als die der drei letzten Jahrgänge 2018, 2019 und 2020.
Man muss also vorsichtig sein beim Kauf. Seien wir ehrlich: Es hat sehr gute, ja, sogar exzellente Weine, aber auch mittelmässige. Von den Weinen, die ich degustieren konnte, präsentiere ich Ihnen in dieser Revue nur diejenigen, die wirklich gut sind und die Sie getrost kaufen können.
Hoffen wir, dass die prestigereichsten Châteaux so klug sind, ihre Preise drastisch zu senken! Es wird allerdings gemunkelt, die geringen verfügbaren Mengen könnten sie dazu veranlassen, genau das Gegenteil zu tun… Für die Analyse des Jahrgangs unter technischen Gesichtspunkten konnte ich zu meiner Freude Jean-Michel Garcion gewinnen, den Generaldirektor und Önologen der Domaines De Schepper, zu denen die Châteaux Haut-Breton Larigaudière, Tour Baladoz und Tayet gehören, die am Ende dieser Revue im Detail beschrieben werden. Einen besonderen Fokus legen wir auf das Château Castera, eines der ältesten Weingüter im Médoc und ein zu Unrecht verkannter Cru Bourgeois, sowie auf die Weine von Jean-Noël und Hubert Boidron, eine Familie, die eine ganz besondere Geschichte mit DIVO verbindet, vertreiben wir doch ihre Weine der Châteaux Corbin Michotte, Calon und Cantelauze seit mehr als 60 Jahren!
Gute Lektüre!