Stefan Bauer, ein Mann der leisen Töne

Unser letzter Besuch gilt Stefan Bauer. Im Städtchen Königsbrunn, am Fuss des Wagrams, steht sein geschmackvoll renoviertes Weingut mit hellem modernen Degustationsraum, der sich viermal im Jahr in ein beliebtes Heurigenlokal verwandelt und die Gäste «mit Köstlichkeiten aus Küche und Keller» verwöhnt, nicht zuletzt mit dem eigenen, unwiderstehlichen Kürbiskernöl (keiner aus unserem Reisegrüppchen, der zum Schluss nicht noch ein Fläschchen des kostbaren Öls in den Koffer steckt…)

Stefan Bauer, an der Weinbauschule Krems ausgebildet, hat das Familienweingut 2009 übernommen. Gegründet wurde es von Josef und Mathilde Hutzler, den Eltern seiner Mutter. Sie erkannten schon früh die Zeichen der Zeit und begannen von der gemischten Landwirtschaft auf Weinbau umzustellen und Wein in Flaschen abzufüllen. Heute leitet Stefan den Betrieb zusammen mit seiner Frau Karin, unterstützt von den Eltern Maria und Fritz Bauer. «Wir sind ein gut eingespieltes, harmonisches Team», meint er schlicht.

Ein einzigartiges Löss-Terroir

Auf den ersten Blick wirkt Stefan Bauer eher wie ein Kugelstösser oder Hammerwerfer, ein breitschultriger Hüne, mit dem man keine Händel riskieren möchte. Doch bald merkt man, dass der grosse Mann eine sanfte Seele besitzt… «Fahren wir zuerst in die Reben?» schlägt er vor und bald schon stehen wir auf der Krete des Wagrams, der sich rund vierzig Meter über die Ebene erhebt. Hier weht fast immer ein Wind, der den Nebel vertreibt und die Trauben trocknet – und bei sensiblen Naturen zu Kopfschmerzen führt. Unser Blick schweift über die Reben hinunter ins weite Tal. In der Ferne schimmert das Band der Donau zwischen Feldern und dem Grün der Bäume, nur das Atomkraftwerk Zwentendorf stört das Bild, eine immense Fehlplanung aus den Siebzigerjahren, zwar fertiggestellt, aber nach einer Volksabstimmung nie in Betrieb genommen. «Immerhin», brummt Stefan fast unhörbar, «so konnte es wenigstens keinen Schaden anrichten.»

Stefan Bauer, sa femme Karin et leurs deux enfants, août 2010.
Stefan Bauer und seine Frau Karin mit ihren beiden Kindern und dem Familienhund, August 2010.

«Wagram heisst eigentlich Wogenrain», erklärt der Winzer, «später wurde der von weitem sichtbare Hügel Wagrein und schliesslich Wagram genannt.» Der Wagram, der sich dreissig Kilometer weit von Krems aus am Nordufer der Donau in Richtung Osten, bis Stockerau ausdehnt, «ist eine mächtige Geländestufe, gebildet aus Löss, feinen Sedimenten, die in der Eiszeit vom Wind angeweht wurden und sich auf dem Meeresschotter des Urmeeres ablagerten. Dort unten in der Ebene wachsen keine Reben, dort sind die Böden ungeeignet, zudem ist die Frostgefahr zu gross. Dafür gehört das Tullner Feld mit seinen fruchtbaren Feldern zur Kornkammer Österreichs.»

In weitgehender Harmonie mit der Natur

Stolz zeigt uns Stefan die gepflegten, weitgehend biologisch bewirtschafteten Rebzeilen, mit Netzen vor Hagel – «im Schnitt werden wir alle drei Jahre von Hagel getroffen» – aber auch vor gefrässigen Rehen und Vögeln geschützt. «Die Böden sind hier sehr tiefgründig und ermöglichen hohe Erträge von 5500 Kilogramm pro Hektar und mehr. Man darf den Ertrag bei den weissen Sorten nicht zu stark drosseln, sonst weisen die Weine zu viel Alkohol und zu wenig Säure auf.» Wir stibitzen da und dort ein paar der saftigen, aromatischen Trauben, es fehlt nicht mehr viel bis zur perfekten Reife. «Ich liebe den Herbst», kommt Stefan ins Schwärmen, «wenn alles reif wird und ich mit den Kindern Drachen steigen lassen kann…» Wir setzen uns eine Weile auf die Terrasse seines Rebhäuschens und probieren die kleinen, aromatischen Weinbergspfirsiche, die uns Stefan pflückt, bevor wir zurück zum Keller fahren. Auf dem Rückweg zeigt uns der naturverbundene Winzer eine der charakteristischen Lösswände – die vielen Löcher stammen von den farbenprächtigen, wärmeliebenden Bienenfressern, Zugvögeln, die als gern gesehene Gäste am Wagram brüten.

Un guêpier d’Europe
Die Bienenfresser

 

Une paroi de lœss.
Lösswänden des Wagrams

 

Roter Veltliner

Der Rote Veltliner hat erstaunlicherweise weder mit der lombardischen Region Veltlin im nördlichen Italien zu tun noch mit dem Grünen Veltliner. Die Sorte stammt tatsächlich aus Österreich, wo sie früher stark verbreitet war, als Tafel- wie als Weintraube. Mittlerweile hat sie beträchtlich an Bedeutung eingebüsst und wird vor allem noch in Niederösterreich kultiviert. Die DNA-Analyse hat es nicht erlaubt, ihre Eltern zu finden, dafür konnten mehrere ihrer Nachkommen in Österreich identifiziert werden: Zwei spontane Kreuzungen mit dem ebenfalls aus Österreich stammenden Silvaner haben zur Geburt des Frühroten Veltliners und des Neuburgers geführt; eine andere natürliche Kreuzung mit dem Savagnin (in Österreich Traminer genannt) hat den Rotgipfler ergeben.
Der Rote Veltliner ist eine spätreife, frostgefährdete Sorte, die mächtige, pfeffrige Weine ergeben kann wie der Grüne Veltliner, mit dem er genetisch nicht verwandt ist.

— Dr José Vouillamoz

Stefan Bauer Tipps

Restaurants
Alter Winzerkeller
Rossplatz 1
3470 Kirchberg am Wagram
www.alterwinzerkeller.at

Landgasthof Mann
Rathausplatz 14
3465 Königsbrunn
am Wagram
www.mann.do.at

Im Dienst von Rebsorte und Terroir

Doch nun wollen wir endlich die Weine des sanften Riesen kennenlernen. Ruhig entkorkt er eine Flasche nach der anderen, und bald ist klar: Alles Laute, Modische, Trendige ist dem bescheidenen Kellermeister fremd. Seine Weine sind von einer bestechenden Präzision, glasklar und gradlinig, getragen von dynamischer Mineralität und Rasse.

«Wir bevorzugen eine unaufdringliche, klassische Stilistik.» Der Grüne Veltliner dominiert das Sortiment mit 60% und präsentiert sich in diversen Terroirversionen. Besonders gut gefällt uns etwa der Bromberg mit seiner pfeffrig-würzigen, reiffruchtigen Nase, im Gaumen kraftvoll, mit schönem Extrakt und einer rassigen Salznote im Finale – ein Wein von bestechender Eleganz! Spannend sind für uns nahezu unbekannte Sorten wie der saftige, feinfruchtige Frührote Veltliner oder der rare, extrakt­reiche Rote Veltliner, eine der Hauptsorten am Wagram. Der 2016er, auf sandigen Schotter­böden gewachsen und teilweise in 500-Liter-Fässern vergoren, gefällt mit fast exotisch anmutender Frucht sowie mineralischen und floralen Noten, im Gaumen bietet er viel Schmelz, saftige Frische und eine strukturierende kleine Bitternote im Finale. «Der Rote Veltliner ist sehr beliebt», meint Stefan, «die Kunden suchen authentische, wenig bekannte Sorten. Ausserdem besitzt er ein gutes Entwick­lungspotential.» Schön auch der reintönige, wunderbar florale Weissburgunder oder der rassige, mit einem Hauch Restsüsse ausgebaute Riesling. Zwei Rotweine, mengenmässig klar in der Minderheit, runden das Angebot ab. Besonders gut gefällt uns der intensive, würzige Zweigelt mit charmanter Kirschenfrucht, rund, pfeffrig und sympathisch rustikal. Ein Wein, so offen und gesellig wie sein Macher.

Domaine de Stefan Bauer.

 

Wagram – wo Bienenfresser nisten und Grüner Veltliner gedeiht

Das Weingebiet Wagram, zu Nieder­österreich gehörend und bis 2007 Donauland genannt, liegt im Westen von Wien und umfasst 2720 Hektar Reben, unterteilt in zwei sehr unterschiedliche Zonen: das Tullnerfeld südlich der Donau (mit dem berühmten Chorherrenstift Klosterneuburg, dem grössten Privatweingut Österreichs und der Höheren Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau, seinerzeit die erste Weinbauschule der Welt) und den eigentlichen Wagram, eine gewaltige Geländestufe am Nordufer der Donau. Er besteht aus tiefgründigem Löss, gebildet aus in der Eiszeit angewehten Sedimenten an den Ufern des Urmeers, einem geologisch sehr einheitlichen Terroir, das vor allem Grünen Veltliner mit ausgeprägtem Charakter hervorbringt, aber auch Roten Veltliner, Riesling und Blauen Zweigelt. Das Klima gilt als warm und gemässigt, die Niederschläge belaufen sich auf rund 630 mm pro Jahr.

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