Rudeles in der Ribera del Duero
Mein Besuch bei Rudeles im Juni 2022 war eine Offenbarung. In diesem Tal zwischen Peñalba de San Esteban und Atauta, in der Nähe von Soria und der Quelle des Duero/Douro, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Man könnte sich hier glatt in der trockenen Landschaft Arizonas wähnen… Ich war absolut begeistert von diesen spektakulären Rebbergen, bestockt mit wurzelechten alten Rebstöcken der Sorte Albillo Mayor bei den weissen und Tempranillo, Monastrell (Mourvèdre) sowie Garnacha (Grenache) bei den roten Rebsorten, traditionell im Gobeletsystem erzogen und zu kleinen Büschen geschnitten, die tapfer der Trockenheit trotzen. In diesem rauen Klima hat das Familienabenteuer von vier Freunden und Verwandten, alle passioniert vom Weinbau, das Gut Rudeles hervorgebracht. Der Name setzt sich zusammen aus den Initialen der Besitzer: Javier Ruperez, Antonio Rupérez, Juan Martin del Hoyo und Marc Spinelle. Wahre Wein-Goldschmiede, die leider noch viel zu wenig bekannt sind.
Ihre Rebberge sind in 60 Parzellen zerstückelt, die zusammen 15,5 ha bedecken und auf einer Höhe von 800 bis 1000 Metern wachsen, im äussersten Westen der DO Ribera del Duero. Keine einzige Rebe ist auf amerikanische Unterlagsreben aufgepfropft. Die Mehrheit der Reben stammt aus der Zeit vor der Reblaus und wurde von den Grosseltern oder Urgrosseltern der Besitzer gepflanzt. Das Klima ist extrem, mit riesigen Temperaturunterschieden und durchschnittlichen Niederschlägen von weniger als 400 mm/Jahr (zum Vergleich: im Wallis sind es 550 mm, im Tessin 2000 mm). Die Weine bestechen folglich mit einer verblüffenden Frische.

Hier ist alles schweisstreibende Handarbeit, meistens unter sengender Sonne. Die Wurzeln der Vitis vinifera wachsen tief in den Untergrund, die aus ihren Trauben gekelterten Weine sind echte Terroirweine. Ausgebaut werden sie in wunderschönen unterirdischen Kellern. Mit einem winzigen Ertrag von 200 g/Stock (rund 1500 kg/ha) sind das wahre Schmuckstücke, die bisher nicht die verdiente Anerkennung finden.
Rudeles 23 Albillo Mayor Vinas Viejas
Die Albillo Mayor ist eine uralte Rebsorte, die ihre Heimat in der Ribera del Duero hat. Der DNA-Test hat gezeigt, dass der Tempranillo, eine der am häufigsten angepflanzten Sorten Spaniens und sogar weltweit, ein natürliches Kind der Albillo Mayor und der sehr seltenen, fast ausgestorbenen Rotweinsorte Benedicto ist; Letztere wurde da und dort in der autonomen Gemeinschaft Aragón, in der La Rioja und in Navarra wiederentdeckt.
Die Albillo Mayor wird oft verwechselt mit der Albillo Real, mit welcher sie keinerlei Verwandtschaftsbeziehungen hat. Leider machen die meisten Appellations-Reglemente keinen Unterschied und sprechen nur von Albillo, was zu noch mehr Konfusion führt.
Bei meinem Besuch in den Reben im Juni 2022 haben mir Juan Martin del Hoyo und seine Kollegen diesen Wein aus der Magnumflasche zu probieren gegeben – und ich war hin und weg! Bei Rudeles wachsen die alten Albillo-Mayor-Rebstöcke verstreut in den Tempranillo-Parzellen, bisweilen sind es nur zehn bis zwanzig Stöcke pro Rebberg, die meisten von ihnen sind mehr als 125 Jahre alt! Die Reben wachsen auf 850 m Höhe, zwischen Peñalba de San Esteban und Atauta, was dem Wein eine grosse Frische verleiht sowie eine einzigartige Tiefgründigkeit, eine selten gesehene Mineralität und eine unwiderstehliche Süffigkeit. Die Jahresproduktion liegt bei rund 5000 Flaschen.
Rudeles 23 «Cuvée Spéciale DIVO»
Die 23 Parzellen, aus denen dieser Wein komponiert wird, liegen auf einer Höhe von 950 Metern. Zu 70% bestehen sie aus jungen Reben der Sorte Tempranillo (15-20 Jahre alt) und zu 25% aus mehr als 100-jährigen Reben, darunter einige Garnacha-Stöcke, die über 125 Jahre alt sind – eine absolute Rarität in der Region!
Im Juni 2022 habe ich anlässlich einer Degustation von Fassproben der Önologin Roser Amoros vorgeschlagen, der künftigen Cuvée Spéciale DIVO 2021 rund 5% Albillo Mayor beizufügen, nach dem Vorbild des Côte Rôtie, bei dem ein Anteil von bis zu 20% Viognier im Syrah erlaubt ist. Resultat: ein Wein mit noch grösserer Komplexität und einer ausseror-dentlichen Frische. Die Änderung wurde angenommen!
Finca La Nación
Diese Cuvée ist schlicht phänomenal! Aus den besten mit alten Reben bestockten Parzellen auf den Abhängen der Las Comarcas stammend (< 1ha), wird sie nur in sehr kleinen Mengen produziert. Ein komplexer Wein mit Tanninen von grosser Finesse – das ist die Handschrift der wurzelechten alten Rebstöcke.
Cerro el Cuberillo
Das ist die prestigereichste Cuvée des Weinguts, die nur in den besten Jahrgängen produziert wird, und zwar aus Trauben von mehr als 125 Jahre alten Tempranillo-Stöcken der Parzelle Cerro el Cuberillo, die auf einem 950 m hohen Hügel liegt. Die Produktion ist winzig.